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Investitionsrechnung: so macht man eine Kostenvergleichsrechnung | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Kostenvergleichsrechnung gehört zu den wichtigsten Verfahren der Investitionsrechnung. Viele Autoren von Studien-, Projekt- und Diplomarbeit befassen sich damit, und machen dabei viele vermeidbare Fehler. In diesem Beitrag, und in den nächsten Artikeln, zeigen wir, wie dieses Verfahren ordnungsgemäß angewandt wird. Die AusgangsdatenDie Kostenvergleichsrechnung ist eine statische Methode. Sie wertet daher nur die Daten einer einzigen Periode aus und kennt keine Zinseszinsrechnung. Damit fällt auch das Problem der Prognoseungewißheit über künftige Jahre weg, das die größte Kritik an den dynamischen Methoden darstellt. Dafür muß wer dieses Verfahren anwenden will, die Definitionen und Verfahren der Kosten- und Leistungsrechnung beherrschen. Um diese anwenden zu können, sind zunächst allgemeine Daten des betrachteten Betriebes notwendig. In diesem Beispiel werden die folgenden allgemeinen Informationen vorausgesetzt:
Wir beginnen jetzt dieses Beispiel mit den Daten zweier Industriemaschinen. Durch Kostenvergleich für ein bestimmtes Leistungsniveau soll eine Investitionsentscheidung gefällt werden, die eine Auswahlentscheidung ist. Es soll also mit rationalen Mitteln dargestellt werden, welche Maschine für einen bestimmten Einsatzzweck zu wählen ist. Folgende Daten liegen der Rechnung zugrunde:
Wichtige VorbereitungshandlungenZunächst sind die Anschaffungskosten gemäß §255 Abs. 1 HGB zu berechnen. Selbstverständlich wäre es naiv, diese mit Kosten im kostenrechnerischen Sinne zu verwechseln; sie stellen vielfach die anfängliche Kapitalbindung der Anlage dar. Daß der Gesetzgeber einen ungenauen Sprachgebrauch pflegt, kann eine zusätzliche Prüfungsfalle sein. Die Rechnung ist indes ganz einfach:
Weiterhin wird darauf hingewiesen, daß der Wiederbeschaffungswert in Zeile 14. der Ausgangsdaten nicht zufällig gewählt wurde. Dieser Wert ist vielmehr sorgfältig zu bestimmen. Das erfordert in der Realität viel Branchenkenntnis, denn nur so kann man abschätzen, was die Beschaffung einer gleichartigen Anlage nach Ende der Nutzungsdauer der bestehenden Maschine kosten wird. Stehen hierfür keine Daten zur Verfügung, so kann jedoch mit der Inflationsschätzung vorgegangen werden. Hierbei wird der WBW mit Hilfe der Zinseszinsrechnung aus den AK entwickelt. Im Beispiel bedeutet dies für Anlage A: Entsprechend ist natürlich für Anlage B zu verfahren. Im Beispiel sind die Werte vorgegeben, aber vielfach müssen sie erst entwickelt werden. Ist das getan, kann mit der grundlegenden Auswertung des vorliegenden Datenmaterials begonnen werden. Die KostenartenrechnungDa die Kostenvergleichsrechnung eine Methode der Teilkostenrechnung ist, was der Anwender des Verfahrens wissen muß, ist hier nach den Grundgedanken der Teilkostenrechnung zu verfahren. Es ist insbesondere in fixe und in variable Kosten zu differenzieren, und nicht etwa in Einzel- und Gemeinkosten. Natürlich ist es falsch, die Gemeinkosten für Fixkosten zu halten (ein beliebter Fehler). Die Grundgedanken der Kostenarten der Maschinenrechnung sollten dem Leser bekannt sein. Falls nein, können sie hier, hier und hier nachgelesen werden. Wir beginnen mit der kalkulatorischen Kostenrechnung. Natürlich verursacht jede Anlage Zinskosten, ganz gleich, wie sie finanziert wurde. Daß und warum Schuldzinsen keine Kosten sind, muß dem Leser bekannt sein. Die kalkulatorische Zinsrechnung ist dennoch ein Ort, an dem sehr viele Fehler gemacht werden. Der richtige Rechenweg ist am Beispiel der Anlage A: Auch im Zusammenhang mit den kalkulatorischen Abschreibungen werden eine Menge Fehler gemacht. Die wollen wir hier natürlich vermeiden. Der richtige Rechenweg wiederum für Anlage A wäre: Eine Feinheit ist, daß hier nicht "kalkulatorische AfA", sondern "kalkulatorische Abschreibung" steht, denn die Kostenabschreibung hat nichts mit der steuerlichen Absetzung für Abnutzung (AfA) zu tun. Das sollte auch sprachlich zum Ausdruck gebracht werden. Der Leser sollte die vorstehende Rechnung für Maschine B ausprobieren und sehen, ob er die folgenden Ergebnisse der Fixkostenrechnung für die beiden Maschinen nachvollziehen kann:
Hierbei sollte sich von selbst verstehen, daß Fixkosten stets auf das Jahr bezogen werden, weil (kalkulatorische!) Abschreibungen und Zinsen Jahresgrößen sind. Da dies eine statische Methode ist, können ggfs. notwendige Monatswerte einfach durch Division durch 12 berechnet werden. Schließlich müssen noch die variablen Kosten berechnet werden. Diese sind stets auf die kleinste Leistungseinheit zu beziehen. Das kann problematisch sein, weil es Anlagen gibt, die mehrere Leistungseinheiten haben, die in Frage kommen. Dann gibt es mehrere Lösungen, beispielsweise die variablen Kosten pro km und pro Stunde bei einem Verkehrs- oder Transportmittel. Welcher Wert dann sinnvoller ist, muß aus technischen Gründen heraus entschieden werden. Im Beispiel ist die Sache aber einfach, weil es ja nur um eine Betriebsstundenzahl geht. Die variablen Kosten sind also als Euro pro Stunde anzugeben:
Die KostenvergleichsauswertungWer das hinter sich gebracht hat, kann die Gesamtkostenauswertung aufstellen und damit die Investitionsentscheidung fällen. Die Gesamtkosten sind stets in Euro pro Jahr und in Euro pro Einheit, hier also in Euro pro Stunde anzugeben. Grundlegend ist der Rechenweg: Die Größe X ist in diesem Zusammenhang natürlich die Ausbringungsmenge, die aus der Aufgabe ersichtlich oder vorher berechnet worden sein muß. Im Beispiel ergibt das für Anlage A: Die Gesamtkosten pro Ausbringungseinheit, im Beispiel also pro Stunde, findet man einfach durch eine Division. Allgemein ist zu rechnen: Die Planauslastung beträgt in diesem Beispiel aber X = 1.500 Maschinenstunden pro Jahr. Im vorstehenden Zahlenbeispiel wäre dies also für Anlage A: Auch hier sollte der Leser versuchen, die Ergebnisse für Anlage B selbst nachzuvollziehen. Er müßte zu den folgenden Resultaten für die beiden verglichenen Maschinen kommen:
Die variablen Kosten wurden hier mit der Ausbringungsmenge pro jahr multipliziert, so daß sie ebenfalls als Jahreswert erscheinen. Die Gesamtkosten der Anlage A sind dann sowohl pro Jahr als auch pro Stück günstiger als die der Anlage B. Die Investitionsentscheidung wäre also, bei einer Ausbringungsmenge von 1.500 Maschinenstunden pro Jahr Anlage A zu wählen. Das ist das primäre Ergebnis der ganzen Mühe. Dies ist eine grundlegende Kostenvergleichsrechnung, die hier in der gebotenen Knappheit dargestellt wird. Es ist aber noch nicht das Ende der sprichwörtlichen Fahnenstange. Der Leser sollte aber zunächst selbst versuchen, die einzelnen Rechenschritte nachzuvollziehen, denn besonders Techniker finden es oft schwer, die kaufmännische Berechnung nachzuvollziehen. Hilfe gibt es im Bedarfsfall kostenlos im Forum für Betriebswirtschaft. Wer dann noch nicht genug davon hat, möge bitte in den nächsten Tagen wieder hier vorbeischauen. Wenn ich Lust und Zeit habe, zeige ich an dieser Stelle weitere Auswertungen, die auf den vorstehenden Daten beruhen. OK, Lust habe ich ganz sicher. Aber mit der Zeit ist das so eine Sache... ;-) Links zum Thema: Übersicht: Die wichtigsten Verfahren der Investitionsrechnung | Grundbegriffe: statische und dynamische Methoden | Anschaffungskosten: Konkrete Beispiele für die Aktivierung nach §255 Abs. 1 HGB | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 1 von 3: Kosten sind nicht immer Zahlungen! | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 2 von 3: Die Grundkosten | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 3 von 3: Sprungfixe Kosten | Irrungen und Wirrungen der Kostenrechnung: warum Bankzinsen keine Kosten sind | Kostenrechnung: Die häufigsten Fehler bei der Berechnung der kalkulatorischen Zinskosten | Kostenrechnung: Rechenmethoden und Rechenfehler bei der kalkulatorischen Abschreibung | Forum für Betriebswirtschaft (interne Links) Literatur: Zingel, Harry, "Kosten- und Leistungsrechnung", Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-50388-9, Amazon.de | BOL | Buch.de. Auf der BWL-CD ohne Mehrkosten enthalten. Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Einzelkosten", "Fixkosten", "Gemeinkosten", "Investitionsrechnungsverfahren", "kalkulatorische Abschreibung", "kalkulatorische Kosten", "kalkulatorische Zinsen", "Kosten", "Kostenarten", "Kostenartenrechnung", "Kostenvergleichsrechnung", "variable Kosten". [Manuskripte]: "Lehrbuch der KLR.pdf", "Investition Skript.pdf". [Excel]: "Kalk Kosten.xls", "Kostenartenrechner.xls", "Kostenvergleich Gewinnvergleich.xls", "Maschinenrechnung.xls". |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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