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Grundbegriffe: statische und dynamische Methoden | ||||
In schriftlichen Prüfungen werden oft Fragen gestellt, die ins Detail gehende Kenntnisse der jeweiligen Rechenmethoden erfordern. Das lädt dazu ein, durch intensive Vorbereitung zum Spezialisten zu werden, was oft die begehrten Punkte bringt. Für eine mündliche Prüfung ist das aber kein gutes Rezept, denn hier kommt es eher auf die Kenntnis der wichtigsten Grundkonzepte (und nicht der vielen Einzelheiten) an. Nachdem wir uns an dieser Stelle schon vor einiger Zeit über die wichtigsten Methoden der Investitionsrechnung ausgelassen haben, betrachten wir in diesem Artikel die beiden fundamentalen Gruppen von Verfahren der Investitionsrechnung.
So muß dem wohlvorbereiten Prüfungsteilnehmer sogleich klar sein, daß man zwischen statischen und dynamischen Methoden unterscheidet. Diese beiden Verfahrensklassen lassen sich nach einer Reihe wesentlicher Kriterien voneinander abgrenzen. Begriffliche BasisDas geht schon bei den zugrundeliegenden Begriffen los, die von elementarer Wichtigkeit sind: wer die Werkzeuge nicht beherrscht, kommt nicht zu einem brauchbaren Ergebnis. Das gilt auch im Rechnungswesen. Kein Wunder, daß Prüfer hier besonders gerne nachbohren (ich tue es auch immer wieder). So muß zunächst klar sein, daß statische Verfahren in der Regel kostenorientiert sind (nur die MAPI-Methode ist hier eine Ausnahme). Dem Anwender muß also der Kostenbegriff bewußt sein, was bekanntlich beiweitem keine Selbstverständlichkeit ist. Dynamische Methoden beruhen dagegen auf Zahlungen. Man spricht von pagatorischen Verfahren. Zahlungsgleichheit bedeutet, daß nur Ab- und Zuflüsse liquider Mittel betrachtet werden, nicht aber Ausgaben, Aufwendungen oder Kosten. Das ist der wesentliche Grund, weshalb die beiden Verfahrensklassen so unterschiedliche Ergebnisse produzieren können, ohne daß diese Ergebnisse deswegen falsch wären. Zeitlicher HorizontAus den begrifflichen Definitionen ergeben sich auch Konsequenzen für den Zeithorizont. Statische Methoden sind einperiodig, d.h. die berücksichtigen immer nur ein Geschäftsjahr. Das hängt damit zusammen, daß Kosten bewerteter und periodisierter Güter- und Leistungsverzehr zur Leistungserstellung oder Bereitschaftserhaltung sind. Es gibt keinen Kostenbegriff jenseits der Geschäftsperiode. Dynamische Methoden hingegen sind mehrperiodig, d.h. sie denken in u.U. sehr zahlreichen künftigen Geschäftsjahren. Dies bedeutet auch, daß die in den statischen Methoden verwendeten Daten meist recht zuverlässig sind, weil man innerhalb eines Geschäftsjahres noch vergleichsweise gute Prognosen machen kann. Dynamische Rechnungen können exakt und trotzdem nichtssagend sein, weil Prognosen immer dann schwierig sind, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen, zum Beispiel auf künftige Jahre. Zugrundeliegender ZinsbegriffDies impliziert auch, daß statische Verfahren die kalkulatorischen Zinsen (und nicht etwa die Schuldzinsen) einbeziehen, dynamische Methoden hingegen auf der Zinseszinsrechnung beruhen. Das gilt als schwierig, ist aber im Zeitalter der Tabellenkalkulationsprogramme und finanzmathematischen Taschenrechner leicht zu beherrschen. Begriffliche Probleme bleiben bisweilen dennoch bestehen. Grundlegender GewinnbegriffIn diesem Kontext ist schließlich auch wichtig zu erkennen, welchen Gewinnbegriff die einzelnen Methoden verwenden. Leider ist immer von nur "Gewinn" die Rede, aber den Gewinn gibt es nicht. Statische Methoden bauen auf dem Kosten- und Leistungsbegriff auf. Sie setzten damit das Betriebsergebnis als Gewinnkonzept voraus. Dynamische Verfahren hingegen sind pagatorisch, also zahlungsorientiert. Sie denken daher in Cash Flow Begriffen. Auch hier werden viele Fehler gemacht, und wer die Grundkonzepte nicht verinnerlicht hat, kann die jeweiligen Rechenmethoden kaum richtig anwenden. Der wohlvorbereitete PrüfungsteilnehmerMündliche Prüfungen gehen in die Breite, nicht in die Tiefe. Man muß kaum komplexe Rechnungen lösen und braucht meist weder Taschenrechner noch Gesetzbuch. Aber man muß mit den Grundkonzepten umgehen können. Spezialisten scheitern hierbei nur allzu oft. Das wissen die Prüfer zu prüfen, und sie fragen dann nach Definitionen und Abgrenzungen. Wer statische und dynamische Methoden der Investitionsrechnung nicht sauber voneinander unterscheiden kann, hat dabei schlechte Karten. Links zum Thema: Übersicht: Die wichtigsten Verfahren der Investitionsrechnung | MAPI-Rechner für Excel | Kostenrechnung: Die häufigsten Fehler bei der Berechnung der kalkulatorischen Zinskosten | Irrungen und Wirrungen der Kostenrechnung: warum Bankzinsen keine Kosten sind | Grundkonzepte im Rechnungswesen: von der Dynamik der Zahlen, oder dem Sinn der Süßigkeiten | Zinseszinsrechnung: warum die Händler aus dem Tempel vertrieben wurden | Der kaufmännische Gewinnbegriff: Ohne Moos nix los... (interne Links) Literatur: Zingel, Harry, "Kosten- und Leistungsrechnung", Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-50388-9, Amazon.de | BOL | Buch.de. Auf der BWL-CD ohne Mehrkosten enthalten. Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Aufwand", "Ausgabe", "Auszahlung", "Investition", "investitionsrechnungsverfahren", "Kosten", "Kalkulatorische Kosten", "Zinseszinsrechnung". [Manuskripte]: "Investition Skript.pdf". |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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