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Kostenrechnung: Rechenmethoden und Rechenfehler | ||||||||||||
Vor einigen Tagen machten wir uns an dieser Stelle Gedanken über die häufigsten Fehler bei der Berechnung der kalkulatorischen Zinskosten. Heute denken wir mal über die kalkulatorische Abschreibung nach, denn auch dort werden bestimmte Fehler mit großer Ausdauer wiederholt – nicht nur von den Industrie- und Handelskammern. Hauptanlaß dürfte hier die Verwechslung mit der steuerlichen Abschreibung sein. Während die Abschreibung nach §§7 ff EStG (und damit indirekt im Wege der Maßgeblichkeit auch die handelsrechtliche Abschreibung) der bilanziellen Bewertung dient, ist die kalkulatorische Abschreibung eine Refinanzierungsabschreibung. Sie dient der Finanzierung eines künftigen Ersatzwirtschaftsgutes und muß daher auf den Wiederbeschaffungswert des Ersatzgegenstandes und nicht etwa die Anschaffungskosten des bestehenden Objektes gerichtet werden. Diese grundlegende Abgrenzung ist leider nicht nur vielen Praktikern, sondern auch vielen Dozenten und gar vielen Professoren unbekannt. Der AK-Fehler
Die kalkulatorische Abschreibung, die nur im internen Rechnungswesen vorkommt, wird hier mit steuerlichen Verfahren und Methoden vermischt. Es mag verwirrend sein, daß unter dem Abschreibungs-Begriff zwei eigentlich vollkommen unterschiedliche Dinge wie bilanzielle Bewertung bestehender Wirtschaftsgüter und Refinanzierung künftig zu beschaffender neuer Vermögensgegenstände erfaßt werden, aber dies zu erkennen ist im Rahmen der Aus- und Fortbildung im Rechnungswesen von fundamentaler Bedeutung. Wer dies erkannt hat, kommt zu zwei Schlußfolgerungen:
Die Schätzung des WiederbeschaffungswertesOft wird gefragt, wie man an den Wiederbeschaffungswert kommt, wenn der noch Jahre, u.U. Jahrzehnte in der Zukunft liegt. Dies ist natürlich ein Problem der Prognose, und wir wissen alle daß Prognosen insbesondere schwierig sind, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Die Wirtschaft ist aber ein Phänomen der Gesellschaft (und nicht der Natur), so daß es keine genauen Aussagen gibt, nichtmal über die Gegenwart. Verschiedene Schätzmethoden sidn also verbreitet und allemal besser als der AK-Fehler.
Weitere RechenmethodenNicht immer ist die vorstehende lineare kalkulatorische Abschreibung angemessen. Zwar ist die Kostenrechnung nicht durch Rechtsvorschriften reglementiert, so daß degressive oder gar progressive Verfahren der kalkulatorischen Abschreibung möglich und zulässig sind, aber sie sind selten. Häufiger ist die kalkulatorische Leistungsabschreibung angemessen:
Die Methode setzt einzig ein Zählwerk oder eine sonstige Leistungserfassung und die Angabe einer technischen Gesamtkapazität für die ganze Lebensdauer der Anlage voraus, was bei nahezu allen größeren Maschinen gegeben ist. Die Leistungsabschreibung ist insbesondere sinnvoll, wenn die Beanspruchung der Anlage stark schwankt. Knaller in Prüfungen und die FolgenLeider sind selbst solch einfache Grundlagen wie die hier dargestellten Grundzüge oft weder Aufgabenautoren noch Prüfungsausschüssen hinreichend bekannt. Das führt zu weitverbreiteten Fehlern – mit den bekannten Folgen für Teilnehmer, die es richtig machen aber als falsch korrigiert werden. Die Teilnehmer der Prüfungen vor den Industrie- und Handelskammern wissen vermutlich genau, was ich meine. Für sie kann die Verwechslung von WBW und AK den doch recht wesentlichen Unterschied zwischen Sein oder Nichtsein ausmachen. Ihnen wird also eine sorgfältige Durchsicht der Korrektur und ggfs. eine Rüge fälschlicher Falschkorrekturen empfohlen. Den Aufgabenautoren, von denen ich aus den Logfiles weiß, daß sie hier recht zahlreich rumstürzen, wird nicht minder dringend empfohlen, alte Fehler nicht zu wiederholen. Links zum Thema: Kostenrechnung: Die häufigsten Fehler bei der Berechnung der kalkulatorischen Zinskosten | Die Kraft der zwei Abschreibungen, oder warum alle Anlagegüter doppelt abgeschrieben werden (sollten) | Fehler in IHK-Prüfungen: Das Ding mit der kalkulatorischen Abschreibung (interne Links) Literatur: Zingel, Harry, "Lehrbuch der Kosten- und Leistungsrechnung", Heppenheim 2004, ISBN 3-937473-05-X, Amazon.de | BOL | Buch.de. Auf der BWL-CD ohne Mehrkosten enthalten. Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Anschaffungskosten", "Kalkulatorische Abschreibung", "Kalkulatorische Kosten", "Kosten", "Schrottwert", "Wiederbeschaffungswert". [Manuskripte]: "Lehrbuch der KLR.pdf". [Manuskripte]: "Kalk Kosten.xls", "Maschinenrechnung.xls". |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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