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Notprogramm und Gegenrevolution: alternative Vorschläge zur Schulreform

Immer wieder ist der BWL-Bote im Rahmen der Ausbildung und der Erwachsenenbildung mit den Problemen der Schule indirekt konfrontiert - wenn gestandene Erwachsene beispielsweise die Prozentrechnung nicht beherrschen, und das ist häufiger als man glauben mag. Er macht daher an dieser Stelle eigene Vorschläge zur Schulreform, die - im Gegensatz zur öffentlichen Diskussion - vielfach kostenlos wären, aber nicht umsonst.

Das dreigliedrige Schulsystem

Die Unterteilung in Haupt- und Real- und Oberschule hat sich über viele Jahrzehnte bewährt und sollte unbedingt beibehalten werden. Die auf dem Rücken der Kinder seit den 70er Jahren gemachten Experimente mit der Gesamtschule sind ganz offensichtlich gescheitert und sollten sofort ersatzlos aufgegeben werden. Die Hauptschule sollte dabei wieder ihrem Namen als regelmäßige Schulform gerecht werden, also die regelmäßige Schulform sein.

Eliteförderung in der Schule

Der sozialistische Alptraum von totaler Gleichheit hat praktisch jegliche Eliteförderung in diesem Land erstickt, was die Hochbegabten ins Ausland oder ins berufliche und persönliche Versagen getrieben hat. Kaum ein anderer Fehler der Bildungspolitik hat uns so viele Fach- und Spitzenkräfte gekostet wie der Versuch der Schule, alle gleichermaßen zu fördern oder Hochbegabte gezielt zu behindern. Das dreigliedrige Schulsystem, das schon von seiner Grundstruktur auf Eliteförderung ausgelegt ist, sollte daher für Hochbegabte durchlässig sein und zu jeder Zeit besondere Einzelförderungen vorsehen und ermöglichen. Fachschulen wie Sport- oder Musikgymnasien oder technische Schulen sollten eingerichtet werden, um Besondere Talente wieder gezielt fördern zu können.

Kopfnoten und die harte Hand des Lehrers

Wer in der Ausbildung tätig ist kennt das Disziplinproblem und weiß, wie störend Handys in Unterrichtsveranstaltungen sind. Kopfnoten wie "Betragen" oder "Aufmerksamkeit" sollten daher während der gesamten Schullaufbahn erhalten bleiben. Niemand sollte mit einer schlechten Kopfnote versetzt werden können. Der Lehrer sollte Sanktionsmöglichkeiten haben und auch gefahrlos gebrauchen dürfen. Dies meint nicht die Prügelstrafe, aber sehr wohl, einem Schüler ein Handy wegnehmen zu dürfen ohne sich der Gefahr einer Schadensersatzklage aussetzen zu müssen. Auch der Rauswurf oder der Schulverweis jeweils mit einer entsprechenden Mitteilung an die Eltern sollte wieder möglich sein. Der Datenschutz sollte nicht mißbraucht werden, daß Erziehungsberechtigte nicht erfahren, was ihr Zögling in der Schule so alles anstellt.

Schuluniformen und soziale Unterschiede

Der BWL-Bote empfiehlt die verpflichtende Einführung von Schuluniformen und einen Schulverweis für alle Schüler, die sie nicht tragen. Dies vermindert die sichtbaren sozialen Unterschiede zwischen Schülern und die damit verbundenen Gewalt- und Straftaten auf manchem Schulhof; es erlaubt zudem die Einführung schulindividueller Auszeichnungssysteme, die neue Hierarchien gemäß schulischer Leistung und kognitiver Fähigkeit aufbauen. In anderen Ländern wurden mit vergleichbaren Systemen große Erfolge erzielt; weshalb Deutschland gerade in diesem Punkt nichts vom Ausland lernen will, ist rätselhaft.

Pflichtfächer

"Deutsch" und "Mathematik", oder in der Grundschule "Schreiben" und "Rechnen", sollten den Schüler seine gesamte Schulkarriere hindurch begleiten, dazu nach Ende der Grundschule "Geschichte", und mindestens eine moderne Fremdsprache. Im Gymnasium und möglicherweise auch in der Realschule sollte Latein als Pflichtfach hinzutreten, über dessen besondere Vorteile wir uns bereits an anderer Stelle ausgelassen haben. Schließlich fordern wir "Religion" als Pflichtfach, wobei der Lehrplan ausdrücklich auch den Islam, den Hinduismus und den Buddhismus enthalten sollte, denn diese Religionen sind bekanntlich in Deutschland inzwischen recht zahlreich vertreten. Kenntnis der jeweils anderen religiösen Lehren kann aber unserer Auffassung nach zur Entschärfung der auch in Deutschland vorhandenen ethnischen Konflikte beitragen und damit die Gesellschaft stabilisieren.

Lehrplan "Deutsch"

Die klassische Literatur ist für deutsche Schüler inzwischen zu einem verlorenen Schatz geworden, den es wieder zu heben gilt. Dies dient nicht nur der allgemeinmenschlichen Schulung, sondern auch der Ausbildung einer nationalen Identität, die zu tragen wir genauso berechtigt sind wie alle anderen Nationen. Einige Werke der klassischen Autoren sollten daher im Unterricht behandelt werden und insbesondere eine Zahl von Gedichten gelernt werden, nicht nur wegen ihres Inhaltes sondern auch wegen des damit verbundenen Gedächtnistrainings. Die durch das wenig segensreiche Wirken erst der Siegermächte und später der EU schon weitgehend entschwundene nationale Identität der Deutschen wäre damit möglicherweise noch zu retten. Daß das Experiment mit der Schlechtschreibreform unverzüglich beendet werden sollte, wie es die Presse ja bereits tut, versteht sich von selbst: die bisherigen Regelungen haben sich seit über einem Jahrhundert bewährt. Sie zu ändern gab und gibt es keinen Anlaß - von der unappetitlichen historischen Parallele mit der Nazizeit, die hier auf einmal niemanden zu stören scheint, mal ganz abgesehen.

Lehrplan "Rechnen" bzw. "Mathematik"

Wir machen die Mengenlehre für die verbreitete Rechenschwäche bei Jugendlichen und Erwachsenen verantwortlich. Es ist eine verbreitete Dozentenerfahrung, daß man selbst mit gestandenen Arbeitnehmern endlos diskutieren kann, weshalb eine Zahl mit 1,2 zu multiplizieren dasselbe bewirkt wie 20% zu addieren. Nach dem Einmaleins in der Grundschule sollten also grundlegende Fähigkeiten wie Prozentrechnung, Dreisatz oder Geometrie zu den unverzichtbaren Inhalten des Mathematikunterrichtes zählen. Gleichungssysteme und Matrizenrechnung sowie Differential- und Integralrechnung sind Mindestanforderungen an die Sekundarstufe.

Lehrplan "Geschichte"

Geschichte ist für die Nationale Identität der Schüler zentral, und vermutlich gerade deshalb zugunsten von Fächern wie "Gemeinschaftskunde" abgeschafft worden. Das muß rückgängig gemacht werden. Hierbei hat die Schule insbesondere einen Gesamtüberblick über die Geschichte zu vermitteln und sollte sich nicht auf die angeblich Tausend Jahre von 1933 bis 1945 und die späteren Folgen dieser schrecklichen Zeit als alleinigen Inhalt beschränken: Den Ost-West-Gegensatz gibt es nämlich nicht erst seit Erich Honnecker und Osama bin Laden, sondern möglicherweise schon seit den Perserkriegen und den Alexanderzügen, die man nämlich als Vorläufer moderner westlicher Interventionen im Osten verstehen kann.

Neue Schulfächer

Da die Schule den Menschen auf das Leben vorbereiten soll, muß sie Inhalte vermitteln, die lebensrelevant sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Autofahren, eine Fertigkeit, vor der sich kaum jemand drücken kann. Es wird daher empfohlen, "Straßenverkehr und Autofahren" als Schulfach einzuführen. Dies ist, wie alle bisher gemachten Vorschläge, kostenlos zu haben, soweit man sich auf die theoretische Ausbildung beschränkt, aber in einer Gesellschaft, die die Mobilität immer weiter einzuschränken sucht, offenbar nicht politisch korrekt. Würde man ausnahmsweise hier mal vom Ausland lernen, wo jedermann das Fahren auf öffentlichen Straßen üben darf, hat er nur jemanden mit Fahrerlaubnis neben sich und ein "Learner"-Schild am Fahrzeug, dann wäre jedem gedient - außer der sehr deutschen Zunft der Fahrlehrer.

Die digitale Grundausbildung

Gleiches gilt für die Benutzung von Computern, die noch immer vielen Menschen ein Buch mit sieben Siegeln ist - ein klares Versäumnis der Schule, denn Computer gibt es nicht erst seit Windows 95, sondern seit einem halben Jahrhundert. Bis heute haben aber viele Studenten beim Schreiben ihrer Studien- und Diplomarbeiten auch massive technische Schwierigkeiten. Neben einer für alle obligatorischen Computer-Grundausbildung, die primär das Umgehen mit dem Betriebssystem und mit populären Anwenderprogrammen wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation gehört, sollten Wahlpflichtangebote wie Datenbanken, Programmiersprachen, Web- und Grafik-Design oder Konstruktion Schüler in den oberen Klassen auf die Härten der digitalen Welt vorbereiten.

Die Schulreform ist kostengünstig

Alle bisher vorgeschlagenen Reformen haben den schönen Vorteil, kostenlos oder mindestens sehr kostengünstig zu sein, denn man muß zwar einige Fähigkeiten, die sich auch in der Lehrerschaft inzwischen verflüchtigt haben, wiederbeleben, aber ansonsten eigentlich nur den Stundenplan re-modernisieren. Ihn durch eine entsprechende Arbeitszeitverlängerung für Lehrer zu sichern, liegt ebenfalls im Trend der Zeit, die sogar schon darüber nachdenkt, Finanzämter und Stadtwerke an Freitagen wieder zu öffnen, wobei man festhalten sollte, daß der durchschnittliche Einsatzplan eines verbeamteten Lehrers in keiner Weise an den Arbeitsplan eines Zählerablesers heranreicht. Die ersatzlose Abschaffung des Berufsbeamtentums in den Schulen wird daher ebenso vorgeschlagen die Einführung regelmäßiger Leistungsbeurteilungsverfahren für Lehrer.

Ganztagsschulen als einziges kostenpflichtiges Element

Schließlich schlagen wir die Einführung von Ganztagsschulen vor, die es Eltern ermöglichen, Beruf und Kinder besser miteinander zu vereinbaren. Diese Schulen sollten den gleichen Lehrplan wie Halbtagsschulen vermitteln, aber zusätzliche Nachmittagsangebote wie Hausaufgabenhilfe oder Arbeitsgemeinschaften bieten. Dieser Vorschlag ist der einzige, der wirklich volkswirtschaftliche Kosten verursacht, aber Schröder will ja "Milliarden für die Bildung" ausgeben. Das hier ist seine Chance. Da für die Eltern Wahlfreiheit herrschen sollte, in welche Schule sie ihre Kinder schicken wollen, entscheidet letztlich der Markt, welche Schulform sich am Ende durchsetzt, was uns viele entnervende ideologische Debatten erspart.

Links zum Thema

Rot-Grün will zehnjährige Gesamtschule für alle | Latein in der Schule: vom modernen Nutzen einer alten Sprache | Schlechtschreibreform: Der Anfang vom Ende | Geht die Schlechtschreibreform auf ein Nazi-Projekt zurück? | Klick-klick oder die Didaktik des Dateisystems | Gravierende Schwächen in Studien- und Diplomarbeiten: wie man es nicht machen sollte | Schröder: »Milliarden für die Bildung« (interne Links).


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