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Hinweise zur Betreuung bei Studien-, Projekt- und Abschlußarbeiten | ||||
Viele Universitäten und Fachhochschulen bieten ihren Kandidaten Unterstützung bei der Erstellung von Studien-, Diplom- und Abschlußarbeiten aller Art, indem sie außerhalb der eigentlichen Vorlesungen Betreuer anbieten. Einzig bei den Industrie- und Handelskammern gibt es derzeit praktisch überhaupt keine solchen Betreuungsverhältnisse, aber auch sonst funktioniert das nicht immer optimal. Einige Überlegungen im Vorfeld könnten helfen.
Der Betreuer sollte dabei die Erstellung der jeweiligen Arbeit von Anfang bis zum Ende begleiten. Daß er dazu die notwendige Fachkompetenz mitbringen muß, versteht sich von selbst. Bei den Berufsakademien gibt es meist zwei Betreuer, einen aus dem Betrieb und einen von der jeweiligen BA. Das ist ideal, denn der Betreuer der Berufsakademie kann sich dabei um die wissenschaftliche Seite der jeweiligen Arbeit kümmern und der betriebliche Betreuer um die praktischen Aspekte. Das vermittelt einen Vorteil im Vergleich zu den Universitäten, deren Absolventen oft bei späterem Eintritt in das Berufsleben erstmal einen heftigen Realitätsschock erleben. Idealerweise ist der Betreuer zugleich auch Prüfer, denn dann kennt er die Arbeit schon, wenn sie am Schluß eingereicht wird. Das vermittelt einen Synergieeffekt. Leider gibt es einige Betreuer, die ihre Aufgabe nicht ernst genug nehmen. So haben wir eine Menge Berichte über Betreuer, die selbst auf Mails kaum jemals antworten. Dies mag an Arbeitsüberlastung liegen, vielleicht auch daran, daß die Prüferentgelte nach wie vor lächerlich niedrig sind, darf aber dennoch nicht vorkommen. Wer meint, mit sehr wenig Honorar nicht leben zu können, sollte es lieber ganz bleiben lassen. Prüfen ist ein Ehrenamt, das sollte man vorher wissen. Andererseits sollte aber auch stets der Kandidat die Initiative ergreifen. Er muß den Betreuer fragen, nicht umgekehrt. Zwar wird ein Betreuer nach einiger Zeit nach dem Stand der Dinge fragen, wenn er von "seinem" Kandidaten nichts hört, aber nicht die Arbeit für seinen Schützling schreiben. Das muß er selbst machen. Inhaltlich sollte ein Betreuer nicht nur mit Literaturhinweisen, Quellen und fachlichen Ratschlägen dienen können. Das ist nur die halbe Wahrheit: gerade im digitalen Zeitalter sollte ein Betreuer auch Tips etwa zur Programmierung von Datenbanken oder zur technischen Gestaltung der Arbeit geben können, denn diese digitalen Grundkompetenzen liegen vielen betriebswirtschaftlichen Facharbeiten heute zugrunde. Daß sie gleichwohl noch immer von vielen Institutionen im Studium praktisch ignoriert werden, verschärft die diesbezüglichen Anforderungen an den Betreuer (Beispiele für Fehler). Leider sind gerade Fachwissenschaftler oft regelrechte Computer-Analphabeten, was wenig zeitgemäß, aber doch verbreitet ist. Ein guter Betreuer sollte die zugrundeliegende Situation des Kandidaten kennen. Das impliziert u.U. Besuche vor Ort, z.B. im Betrieb. Das ist auch sinnvoll, wenn es schon einen betrieblichen Betreuer gibt, denn auch aus der wissenschaftlichen Perspektive sollten die Verhältnisse vor Ort in Augenschein genommen werden. Dies impliziert auch einen Zusatznutzen für den Betrieb, denn die begleitete Erstellung einer Abschlußarbeit kann fast wie eine Beratungsveranstaltung enden und einen konkreten Nutzen vermitteln, wenn der Kandidat beispielsweise ein Kostenrechnungssystem aufbaut oder das Marketing auf Vordermann bringt. Daß der Betreuer hierfür keine Beraterrechnung schreiben darf, liegt in der Natur der Sache, ist aber anscheinend doch nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Nicht alles im Leben wird bezahlt, aber solche erweiterten Nutzwerte der Ausbildung werden meiner Erfahrung nach von den Unternehmen auch nicht vergessen – und führen bisweilen zu späteren, attraktiven Beratungsverträgen. Leider sind viele Kollegen in der Hinsicht sehr kurzsichtig. Nicht immer hat der Kandidat ein Mitspracherecht bei der Auswahl seines Betreuers. Das liegt vielfach auch an der Knappheit zur Verfügung stehender Betreuer, was der jeweils prüfenden Institution kaum noch Freiheiten läßt. Kann der Student sich den Betreuer aussuchen, dann sollte es kein zu junger Betreuer sein, denn der muß sich noch profilieren, und tut das u.U. auf Kosten des Kandidaten. Wer hingegen einen alten Hasen wählt, braucht u.U. Monate, alle seine Werke kennenzulernen. Das aber ist unerläßlich, denn der Prüfungsteilnehmer sollte stets den Prüfer und seine Arbeitsweise genau kennenlernen. Auch Prüfer reiten ihre Steckenpferde, und das heißt, sie machen Dinge auf ihre Art, und die sollte der Prüfungsteilnehmer im Interesse des Prüfungserfolges kennen. Auch Prüfer sind schließlich nur Menschen. Wer mit seinem Betreuer fachlich oder menschlich ständig quer liegt, hat möglicherweise ein Problem. Das ist eine pragmatische Herangehensweise: Streitgespräche kann man ja immer noch führen, nur bitte nicht im Vorfeld einer Prüfung. Am Ende bleibt der Rat, sich möglichst vor einer endgültigen Entscheidung bei den Ehemaligen, bei höheren Semestern oder einfach bei Mutter Google über den jeweiligen Betreuer zu erkundigen. Gewiß muß man fachlich gut drauf sein, um eine inhaltlich gute Arbeit abzuliefern, aber die Randbedingungen müssen auch stimmen. Und sie sind in den meisten Fällen vorher beeinflußbar – was eine Menge Streß sparen kann... Links zum Thema: Industrie- und Handelskammern: wenig Betreuung bei Studien- und Projektarbeiten | Gravierende Schwächen in Studien- und Diplomarbeiten: wie man es nicht machen sollte | Bewertung von Studien-, Projekt- und Diplomarbeiten: Vorschlag für ein allgemeines Bewertungsschema | Studien- und Diplomarbeiten: wenn Mama mauert... | Wer mit der Maus tanzt: Häufige Fehler in Studien- und Diplomarbeiten | Studien- und Projektarbeiten: häufige Fehler bei der Präsentation der Arbeit | Hinweise zur Verteidigung von Studien- und Diplomarbeiten | Studien- und Diplomarbeiten: Schummeltips für Prüfer und Kandidaten (interne Links) |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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