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Rohertrag, »gross margin«, Deckungsbeitrag: wie eine Übungsfrage nicht aussehen sollte | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Klausur- und Übungsfragen haben einen über sich selbst hinausweisenden Zweck. Sie dienen dazu, beim Lernenden Wissen, Können und Erkennen herbeizuführen, also die Treppe zum Erfolg zu besteigen. Denn zum Erfolg gibt es bekanntlich keinen Lift. Damit man mit der erfolgreichen Lösung einer Übungs- oder Klausurfrage aber wirklich vorankommt, muß auch der Fragesteller wissen, was er tut. Leider ist das nicht immer der Fall wie das folgende Beispiel zeigt.
So muß man zuerst den Unterschied zwischen Einzel- und Gemeinkosten darstellen, denn darauf baut die Vollkostenrechnung auf. Das nebenstehende Kalkulationsbeispiel ist eine Frucht dieser begrifflichen Abgrenzung. Wer die nicht kapiert, versteht schon dieses einfache Kalkulationsschema nicht. Er kann es gleichwohl auswendig lernen, aber dann nicht anwenden, wenn es in der Wirklichkeit mal anders gemacht oder den Verhältnissen eines Betriebes angepaßt werden soll. Viel spannender ist indes die Unterteilung in fixe und variable Kosten, auf der die Teilkostenrechnung aufbaut. Die vermittelt eine Vielzahl von Nutzwerten, von der Sortimentsplanung über die ABC-Analyse und das Key Account Management bis zur Transportoptimierung. Grund genug, hier bei der Stoffvermittlung gründlich zu sein. Das muß der Dozent mit seinen Schützlingen endlos üben (noch ein Beispiel). Es hat dann ganz offensichtlich wenig Sinn, Lehrgangsteilnehmer zu fragen, was denn der Unterschied zwischen Rohertrag und Gross margin, wie eine Teilnehmerin im Forum für Betriebswirtschaft schreibt – zumal diese beiden Begriffe nur schlecht definiert sind: der Rohertrag ist nämlich in Produktionsbetrieben der Unterschied zwischen Umsatzerlös udn Materialkosten und in Handels- und Dienstleistugnsbetrieben die Differenz zwischen Umsatz und Personalkosten, doch in betriebswirtschaftlichen Auswertungen findet man viele abweichende Definitionen. Und: der Begriff bringt weiter keinen Nutzwert im vorstehenden Sinn. Danach zu fragen ist also wenig sinnvoll. Er verwirrt vielmehr: Im nebenstehenden Beispiel wäre nämlich Rohertrag = Umsatz – Wareneinsatz, aber das ist im vorliegenden Beispiel zugleich der Deckungsbeitrag. Eine Verwechslung dieser beiden Begriffe wird so geradezu vorprogrammiert – zumal nicht definiert ist, welche der Verkaufspreisgrößen denn zu nehmen sei. Daß man den tatsächlichen Wert der Nachkalkulation nimmt, wurde der Fragestellerin nicht verraten. Noch schlimmer ist die Gross margin Frage: dies ist nämlich die Differenz zwischen Umsatz und den Herstellungskosten der verkauften Güter, die man freilich erstmal erkennen muß (im Beispiel ist es der Einstandspreis oder der Selbstkostenpreis, je nach Rechenmethode). Spätestens hier wird die Verwirrung des Prüfungstgeilnehmers perfekt. Der Gipfel ist übrigens die Antwort des Lehrers auf Rückfragen seiner Teilnehmerin: man solle "mit 5% kalkulieren". Woher die fünf Prozent kommen? Fehlanzeige... So sollte ein Unterricht im Rechnungswesen nicht aussehen! Links zum Thema: Wissen, Können und Erkennen, oder von der Treppe, die zum Prüfungserfolg führt | Kostenartenrechnung: ein grundlegender Aufgabentyp, und wie man damit fertig wird | Kostenartenrechnung: eine richtig gute Prüfungsknallschote | Ursprüngliches Posting im Forum für Betriebswirtschaft (interne Links) Literatur: Zingel, Harry, "Lehrbuch der Kosten- und Leistungsrechnung", Heppenheim 2004, ISBN 3-937473-05-X, Amazon.de | BOL | Buch.de. Auf der BWL-CD ohne Mehrkosten enthalten. Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Einzelkosten", "Fixkosten", "Gemeinkosten", "Kalkulation", "Kosten", "Rohertrag", "variable Kosten". [Manuskripte]: "Lehrbuch der KLR.pdf". [Excel]: "Kalkulation Handel.xls". |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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