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Spielverderber: warum die Deutschen endlich verlieren müssen, um doch noch zu siegen

Nichts ist entspannender als nach einem heißen Wochenendeinsatz in trotz des Sommers gutbeheizten Räumen auf dem Balkon zu sitzen und im langsam kühler werdenden Abend zu entspannen. Nur daß die abendliche Ruhe gestern von gelegentlichen kollektiven Brüll- und Trötanfällen in der Umgebung unterbrochen wurde. Als aktiver Fernsehverweigerer lerne ich erst heute den Grund: Deutschland hat im Fußball gesiegt.

Fußball? Schweiz? Schweden? Ja, da war doch was - richtig, die große Lärmveranstaltung, die seit zwei Wochen die Nation wie im Fieberwahn schüttelt und im Bierdunst den letzten Funken kritischen Verstandes erfolgreich ersäuft. Das aber könnte gewollt sein, ein politisches Konzept der letzten römischen Kaiser, sozusagen, seit fast Zweitausend Jahren bewährt, welch treffende historische Analogie.

Wer brüllt hört auf zu denken, weiß der Volksmund, wie recht er hat. So wurde während des Fußballwahns die größte Steuererhöhung seit dem Zweiten Weltkrieg beschlossen, und traf erwartungsgemäß nicht auf nennenswerten Widerstand, denn das Volk hat die ja Spiele. Bald zwar kaum noch bezahlbares Brot, aber das interessiert im derzeitigen pseudonationalen Taumel ohnehin keinen. Ja, pseudonational, denn jeder gute Patriot müßte jetzt nicht mit Deutschlandfahne am Auto hupend die Nachbarn nerven, sondern das Steuerunheil abwenden helfen, daß derzeit übers Land gebracht wird. Und wenn die politische Kaste sich ranhält, kriegen die rechtzeitig zum Endspielwahn am 9. Juli auch noch die Gesundheitsreform in Sack und Tüten, was wohl nicht ohne weitere massive Steuererhöhungen abgehen dürfte. Die Sozialdemokratie, die einst die Vertreterin der Arbeiterklasse war, ist zur Vorkämpferin ihrer Abzocke mutiert, und den bierseligen Michel interessiert das nicht mal. Toooooor! Tröööt! Brüll!

Es ist zu wünschen, mag man da denken, daß die Deutschen endlich mal kernig verlieren. Im Fußball so richtig vergeigen. Dann wäre nicht nur auf den Straßen Ruhe, und rund um unseren Garten wäre nur noch das Gebrüll der zahlreichen Vögel zu hören (und nicht das der nicht minder zahlreichen Fußballfans), sondern wir kämen vielleicht auch wieder zur politischen Vernunft. Dafür nämlich ist es höchste Eisenbahn, denn muß man bei einer Telefonzelle erst zahlen und kann dann wählen, ist es bei den Politikern bekanntlich andersherum. Da wir uns aber gegen die Öko- und für die Umsatzsteuer entschieden haben, sind wir selber schuld, möchte man meinen. Doch auch hier greift die Analogie zum öffentlichen Münzfernsprecher: hat man sich dort verwählt, kann man nämlich aufhängen und neu wählen. Bei Politikern ist es nicht anders. Nur im Rausch geht das nicht, und es erscheint nicht zufällig, daß jetzt während des Fußballfestes die Wirtschaft zielgerichtet durch die große Koalition der Abzocker versenkt wird. Das können wir noch ändern, aber das politische Endspiel um eine Nation in der Hartz-IV-Starre hat schon begonnen. Wenn das Volk da gegen die parasitäre Kaste siegt, dann wäre das wirklich Anlaß zu Gebrüll und Freudengeheul: Toooooor! Tröööt! Brüll!

Links zum Thema: Pleite auf Parlamentsbeschluß: Steuererhöhungen 2007 endgültig beschlossen | Gesundheit, Steuern, Abzocke: wie weit reicht Michels Geduld? | Familienfreundliche Gesellschaft: Wird das Ehegattensplitting abgeschafft? | Berechnung der realen Steuerquote bei Arbeitnehmern (interne Links)

Zu diesem Artikel haben wir viele Zuschriften bekommen. Stellvertretend für viele finden Sie in dem Leserbrief von Prof. Dr. Knief eine brilliante, wenngleich auch beklemmende Analyse der Situation.

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