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Betriebswirt/IHK: Verbesserungsvorschlag Nr. 3: Die Dozenten

Nachdem sich der BWL-Bote bereits mit Verbesserungsvorschlägen über die IHK-Textbände und über die Prüfungen an die Öffentlichkeit gewagt hat, werden hier Vorschläge für die Auswahl und Arbeit der Dozenten unterbreitet. Daß ich mich dabei in der Kollegenschaft nicht nur Freunde mache, ist mir bewußt, aber auch gleichgültig, da nur der Erfolg der Lehre hier Ziel der ganzen Übung ist. Ich in selbst übrigens seit vielen Jahren Dozent, kenne also die Probleme.

Formale Qualifikationen

Der Schein trügt, und das gilt nicht nur beim Geld: auch das Papier, das ein Dozent in der Hand hält, ist oft nichts wert. Das galt schon zu Zeiten der Ausbildereignungsprüfung, die ja bekanntlich abgeschafft wurde (wir berichteten), aber jetzt mehr denn je. Außer zur Absicherung des Personalers sollten also formale Qualifikationsnachweise nur wenig Beachtung finden: persönliche Bekanntheit und direkte Referenzen sind viel besser und meines Erachtens nach wichtiger. Daß die örtliche Industrie- und Handelskammer, für die ich schon seit deutlich über einem Jahrzehnt tätig bin, mein eigenes Uni-Diplom noch immer nicht hat sehen wollen, ist kein Zufall: ich bin Freiberufler.

Freiberuflichkeit statt Anstellung

Daß das an der Zwangsarbeit orientierte Arbeitsverhältnis überlebt ist wissen wir nicht erst seit den neusten Kürzungen und Rationierungen im Gesundheitswesen; das es aber nicht sehr motivierend wirkt, das wissen viele Studenten und Teilnehmer angestellter oder gar verbeamteter Lehrkräfte an öffentlichen Institutionen. Kein Wunder, daß viele Universitäten sich am Behördenbetrieb orientieren anstatt am Prinzip Dienstleistung - ohne eine gewisse Begeisterung für die Sache erinnern aber manche Hörsäle eher an Wartezimmer. Es wird daher vorgeschlagen, daß die Veranstalter von Bildungsmaßnahmen im Allgemeinen und den IHK-Lehrgängen im Besonderen im Lehrbereich nicht mit Angestellten, sondern nur mit Freiberuflern zusammenarbeiten sollten - von den Kosten- und Flexibilitätsvorteilen für die Veranstalter einmal abgesehen wirkt nämlich das Fehlen von Versicherungs- und Kündigungsschutz motivierend auf die Dozenten. Liebe Kollegen, seien Sie ehrlich...

Neue Formen der Bezahlung

Die sogenannte dreidimensionale Führungstheorie erweitert das Portfolio von Hersey und Blanchard, das auch als Managerial Grid bekannt ist, um eine zusätzliche Dimension, die "Reife", die als persönliche Identifikation mit der Sache definiert ist. Autoritäre Führung sei bei geringer "Reife", mitarbeiterbezogene Führung bei hoher Identifikation mit der Sache und gar keine Führung bei maximaler Identifikation mit den Unternehmenszielen sinnvoll - denn dann führen sich die Mitarbeiter selbst, und schaffen optimale Ergebnisse, wenn sie möglichst wenig durch die Vorgesetzten beeinflußt werden und ihnen nur Aufgabenfelder und Kompetenzen delegiert werden. Nun wissen wir aber, daß dieser Idealzustand selten ist - so daß eine Motivation über Geld unausweichlich ist. Die Bezahlung der Dozenten sollte daher u.U. verbessert werden - das hindert auch gute Kräfte daran, in andere, lukrativere Branchen abzuwandern, so daß nur die als Dozenten übrig bleiben, die nichts Besserbezahltes finden.

Formen des Leistungslohnes bei Dozenten

Es wäre auch zu hinterfragen, ob feste Stundenhonorare bei Dozenten noch zeitgemäß sind - eine Variabilisierung ist mE nach in zweierlei Hinsicht erforderlich: Themenausschreibungen und Prämienentlohnung. Die Themenausschreibung wäre eine Form der Auktionierung eines Lehrauftrages jeweils nur für ein bestimmtes Fach- so daß Fächer, für die es wenige Dozenten gibt, höher entlohnt werden würden als solche, für die viele Lehrkräfte vorhanden sind. Dies hätte auch zur Folge, daß der Marktpreis die Knappheit widerspiegelt und entsprechende Entscheidungen ermöglicht, funktioniert aber nur bei Vorhandensein ausreichend vieler Dozenten, was in der derzeitigen Krise der Fall ist, aber vor ein paar Jahren beispielsweise nicht. Qualitätsprämien könnten darin bestehen, daß die Dozenten jeweils zusätzlich zum Stundenhonorar eine Prämie für den Anteil der Teilnehmer erhalten, die die Prüfung bestehen - und zwar eine Anteilsprämie, keine Kopfprämie, damit nicht die Versuchung entsteht, vor möglichst großen Sälen aufzutreten, was nämlich wieder die Qualität der Betreuung beeinträchtigen würde. Den bereits an anderer Stelle dargestellten Widerspruch zwischen Qualität und Kundenzufriedenheit im Bildungsgewerbe könnte man auf diese Art übrigens auch lösen - ganz zwanglos, sozusagen. Dieser Vorschlag würde aber u.U. bedingen, daß Dozenten generell nicht mehr im Prüfungsausschuß sitzen, und möglicherweise die Prüfungsausschüsse geheim tagen, um Korruption vorzubeugen.

Öffentliches Rating der Veranstalter

Die oben gemachten Vorschläge erlauben zudem, ein möglichst öffentliches Rating der Veranstalter einzuführen, das Prüfungsergebnisse der Absolventen und den Ruf der jeweiligen Institutionen bei den Arbeitgebern enthalten sollte - ähnlich wie im angelsächsischen Raum schon immer Universitäten gerankt wurden. Man käme damit auch endlich von dem noch aus den 60er Jahren stammenden Gedanken der Gleichmacherei im Bildungswesen ab, und würde den Entscheidungsträgern, den Dozenten wie auch den Teilnehmern eine faire Marktgrundlage an die Hand geben. Zudem würden die schlechten Anbieter entweder ihre Qualität verbessern oder ihre Preise senken oder vom Markt verschwinden müssen - und das käme ganz ohne teure und absurde Qualitätsaudits und Zertifikate, nur durch Marktkräfte zustande.

Weitere Vorschläge

Diese Reihe wird in den nächsten Tagen durch Vorschläge für die Teilnehmer abgeschlossen werden, die zur Zeit geschrieben werden. Sie sind eingeladen, diese Reihe von Beiträgen im Forum für Betriebswirtschaft zu diskutieren.

Links zum Thema

Forum für Betriebswirtschaft | Betriebswirt/IHK: Verbesserungsvorschlag Nr. 1: Die IHK-Textbände | Betriebswirt/IHK: Verbesserungsvorschlag Nr. 2: Die Prüfungen | Ausbilder-Eignungsverordnung abgeschafft | Kundenzufriedenheit und Qualitätsmanagement im Bildungsbetrieb | Wie aus Lernen Erfolg gemacht wird (interne Links)


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