Lieber Herr Zingel,
In der Tat bin ich seit langem schon der gleichen Meinung, daß nämlich der Versicherungsgedanke (= Prämienzahlung generiert automatisch ein prinzipielles Recht auf definierte und bleibende Leistungsinhalte ohne Willküreingriffe des Staates) im Gesundheitswesen abhanden gekommen ist.
Analog zu der Tatsache der größten MwSt.-Erhöhung seit Bestehen der Bundesrepublik plant die Regierung im Grunde einen bis dato noch nicht dagewesenen Coup zur Sanierung der Staatsfinanzen in mehreren Schritten:
1) Einführung einer Bürgerversicherung oder noch besser des Gesundheitsfonds mit wahrscheinlich dann festgelegtem Beitrag bei 18% mit der Behauptung, dass dies "einer Krankenversicherung gleich käme".
2) "Beitragsgelder" werden anschließend nach Maßgabe der Politik verwendet und nicht alleinig den Kranken zur Verfügung gestellt (ist ja jetzt bereits so). Dies bedeutet i. G. eine Finanzierung des Gesundheitswesens aus Steuergeldern nach Kassenlage (letztere ist ja bekanntlich interpretierbar).
3) Leistungen werden weiter stark eingeschränkt und Zuzahlungen werden steigen. Orientierung hierfür dürfte England oder/und Italien sein. Schließlich leben ja die Menschen auch dort nicht kürzer als hier, oder....? - Nur darf der deutsche Michel hier eines nicht vergessen: In England zahlt eben auch keiner einen Cent oder Penny in einen Fond oder in eine Krankenkasse ein, weil es dort ein steuerfinanziertes Gesundheitssystem gibt (NHS) und die etwaige Beanspruchung des Systems kostet den englischen Bürger nix extra. Allerdings gibt es auch nicht viel für nix.
Fazit aus englischer Sicht: NHS kostest nix (außer die Steuern die jeder sowieso zahlt), dafür kriegen die Bürger auch nicht viel, bzw. müssen privat löhnen (dazu unten mehr).
Fazit aus deutscher Sicht: 2012 gleiches Leistungsspektrum wie in England, de facto dann steuerfinanziertes Gesundheitssystem. Von Versicherungsgedanke kein Spur, aber zusätzlich erfolgt damit faktisch eine Einkommensteuerhöhung solidarisch für alle, die sich gewaschen hat, ohne dass die Politik selbige so bezeichnen muß.
4) Die Lockerung des Kündigungsschutzes führte in England dazu, daß bereits 1988 eine englische Patientin mit Meniskusriß den Eingriff privat löhnen mußte. Warum? - NHS steht ja prinzipiell zur Verfügung, die Patientin kann sich ja ruhig in einem staatlichen Krankenhaus operieren lassen, so der politische Tenor. Jedoch betrugt die Wartezeit 3 Monate durch die Verknappung des staatlichen Angebots. Der Arbeitgeber erwartet jedoch eine Rückkehr zum Arbeitsplatz nach 14 Tagen, sonst Kündigung. Die Patientin ließ sich in der Folge in London in einer privaten Klinik für damals umgerechnet 5.000,-- DM operieren.
Bei uns wird der Kündigungsschutz gleichsam abgebaut, so daß Kranke evtl. gezwungen sein könnten, private Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber das wäre dann ebenso deren Problem.
Im Grunde möchte der Staat das gesamte Krankheitskostenrisiko auf die Betroffenen abwälzen, aber trotzdem kräftig abkassieren: Welch ein Betrug am Volk!
Im Grunde ist es unglaublich, wie sich die Bürger dieses Landes von Ihren Regierenden an der Nase herumführen lassen und die Presse hilft als Hure der Mächtigen noch kräftig mit.
In diesem Sinne noch einen beschaulichen Pfingstmontag für Sie.
Herzliche Grüße aus der Pfalz,
Jörg Ulbrich