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Kleiner Ratgeber für Gründer von Bildungsfirmen | ||||
Leider wird die Bildung in diesem Lande immer geringer geschätzt, was man nicht nur an der Abnahme der Dozentenhonorare, sondern auch an der Zunahme der Anzahl unseriöser Geschäftemacher im Bildungsbereich ablesen kann. In diesem wirklich vollkommen ernst gemeinten Ratgeber demonstrieren wir, wie man eine erfolgreiche und zudem hochgeachtete Bildungsfirma aufzieht.
Schüren Sie NeidBildung ist ein Weg zum besseren Leben, und das müssen Sie präsentieren. Residieren Sie in einem Schloß, schwärmen Sie von ihrem kostspieligen Leben, auch wenn der Jaguar, mit dem Sie vorfahren, gemietet (oder gepfändet) ist. Zitieren Sie Jubelarien aus der Presse, oder bei schlechter Presse, erfinden Sie einfach selbst die positiven Berichte, die Sie auf den zahlreichen Presseportalen im Internet einstellen, um sie dann zitieren zu können. Bestehensquoten in Prüfungen können Sie getrost ebenfalls erfinden, weil keiner das Gegenteil beweisen kann. Sie, und nur Sie, bieten den Weg, daß andere den beneideten Wohlstand auch erreichen können, nichts motiviert mehr! Pflastern Sie den Weg zum ErfolgHeben Sie sich von der bösen Konkurrenz ab. Schaffen Sie ein Alleinstellungsmerkmal, zum Beispiel in Gestalt einer unschlagbaren Lehrmethode, die Sie möglichst breit kommunizieren. Sie sind schließlich kein Scharlatan, und haben sich das Beste aus allen möglichen wissenschaftlichen Studien abgeschaut. Erzählen Sie was von rechten und linken Gehirnhälften. Erfinden Sie wohlklingende Fachtermini. Sie vermitteln nicht Wissen, sondern "Engramme". Es kann ruhig auch ein wenig Esoterik dabei sein, denn in unserer glaubenslosen Zeit besteht ein unbefriedigtes Bindungsbedürfnis. Wie lächerlich und ungeeignet Ihre Lehrmethoden in Wirklichkeit sind, merkt dann keiner mehr. Setzen Sie Ihre Mitarbeiter richtig einHier ist nicht die Dame am Empfang gemeint, sondern eher die Vielzahl unsichtbarer aber bezahlter Helfer, die sich unter Ihre Lehrgangsteilnehmer mischen und ungefragt von ihren früheren Erfolgen berichten, oder lobende Artikel in möglichst vielen Foren schreiben. Mundpropaganda ist billiger und wirksamer als formale Werbung, und kaum als gekaufte PR-Maßnahme zu entlarven! Machen Sie Mitarbeiter aus KundenBelohnen Sie Lehrgangsteilnehmer für die Werbung neuer Lehrgangsteilnehmer, und geben Sie den Geworbenen wieder Provisionen für neue Werbungen. Nichts ist wirksamer als ein ordentliches Pyramidenspiel. Vergeben Sie Rangstufen für erfolgreiche Vermittler, und führen Sie für Insider erkennbare Abzeichen ein, um die Wettbewerb betrieben werden kann: Schließlich haben Tupper, Amway und der Rest solche Geschäftsmodelle in ausreichender Zahl demonstriert, warum sollten Sie das nicht kopieren? Mensch wie Du und IchGeben Sie sich als Mensch, als "einer von Euch" aus. Abgehobene Genies ohne Bodenkontakt kommen schlecht an. Witze und Slapstick-Einlagen sind gute Möglichkeiten, sich selbst als ebenfalls fehlerbehaftet zu präsentieren und damit Sympathie zu erzeugen. Ein oder zwei Mitarbeiter unter den Teilnehmern können dabei unauffällig als Stichwortgeber mitwirken, das verbindet Sie noch mehr mit der Teilnehmerschaft und schafft Solidarisierung. Ihnen verschafft das keinen Heiligenschein, aber eine sichere Gefolgschaft. Scharen Sie Jünger um sichIhre Teilnehmer brauchen das Gefühl, das Richtige zu tun, auch wenn es viel Geld kostet. Das können Sie vermitteln, indem Sie den Mißerfolg der anderen möglichst deutlich machen. Das Netz eignet sich gut, diesbezügliche Propaganda gegen die Konkurrenz zu betreiben. Besonders Scientology hat das Scheitern des traditionellen Lehr- und Lernsystems eindrucksvoll unter Beweis gestellt, und bietet zudem eine Menge kostenlose Lehr- und Schulungsmaterialien. Achten Sie nur darauf, nicht selbst als Scientologe entlarvt zu werden, denn das könnte Ihre Karriere recht unsanft beenden. Bieten Sie SchnupperkurseBieten Sie Ihren Teilnehmern die Möglichkeit, kostenlos einen Tag eine Veranstaltung zu besuchen, aber deuten Sie dort Ihre Künste nur schemenhaft an; machen Sie aber deutlich, daß Ihre Veranstaltung nur für die "Erfolgreichen", die "Siegertypen" gedacht ist. Fragen Sie in den Saal, ob denn ein Versager anwesend sei. Wenn sich keiner meldet, haben Sie den Grundstein für eine treue Jüngerschaft gelegt. Erst der zahlende Kunde wird wirklich mit Weisheit beschossen; der Schnupperkurs ist in Wirklichkeit eine Werbe- oder Indoktrinationsveranstaltung. Er wird nur nicht so bezeichnet. Sichern Sie sich abBei Erfolg, werden Sie reich. Sie, nicht Ihre Teilnehmer – die merken das aber erst nach Ende des Seminars (und nach der Prüfung). Bei Mißerfolg Ihrer Gründung benötigen Sie eine Exit-Strategie. Auslandsbeziehungen haben sich hier bewährt, besonders in Länder, die wenig oder keine Beziehungen mit der deutschen Justiz unterhalten. Dort könnte es indes heimelig werden, denn viele Deutsche sind schon dort. Leider aber oft nur ziemlich alte Männer... Links zum Thema: Bestehensquoten in IHK-Prüfungen: Nepper, Schlepper, Bauernfänger... | Unseriöse Lehrgangsträger: das Bildungs-Pyramidenspiel | Grundbegriffe des Multi Level Marketings | Die Qualitätsmängel der Kämmerlinge: Vorschlag für Pflichtakkreditierung von Fortbildungsanbietern (interne Links) |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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