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Der mit dem Euro tanzt: Bildungsfinanzierung am Limit bei IHK-Teilnehmern |
Eine Umfrage im Forum für Betriebswirtschaft förderte Erstaunliches zu Tage: fast alle Teilnehmer von IHK-Fortbildungen bezahlen ihre Lehrveranstaltung selbst. Unterstützung von öffentlichen Stellen kriegen nur sehr wenige, eine staatliche Vollversorgung fast niemand. Die Bildungsfinanzierung ist damit facettenreicher als es scheinen mag. Das hat Konsequenzen für die Dozenten und Lehrgangsträger, über die diese sich bisweilen noch nicht im klaren zu sein scheinen. Voller EinsatzAuch wenn solche Foren-Rundfragen weder repräsentativ noch objektiv sind, so lassen sie doch einen punktuellen Einblick zu, der vielen Bildungsveranstaltern nicht klar zu sein scheint: IHK-Teilnehmer spielen mit vollem Einsatz. Viele finanzieren den Lehrgang auf pump, etwa durch zinsgünstige Kfw-Darlehen: Karriere auf Kredit. Während anderswo nach dem Arbeitsamt oder dem ESF gerufen wird, und die Nation noch immer über Studiengebühren streitet, gibt es IHK-Teilnehmer, die ihre Fortbildung sogar gegen den Willen ihrer Arbeitgeber machen. Man mag darüber lamentieren, daß so oft nach Rabenvater Staat gerufen wird, aber das hier wäre der falsche Ort dafür. Das hat natürlich Implikationen für das Qualitätsmanagement: wer selber zahlt, will auch eine angemessene Leistung. Nicht alle Bildungsfirmen, und leider nichtmal die Industrie- und Handelskammern, haben das begriffen. Kein Wunder, daß das Forum bisweilen geradezu vor Beschwerden überquillt. Besser als ihr RufDie Kammerfortbildungen offenbar in anderer Hinsicht trotz der bekannten Mängel mit Prüfungsfragen aus der Wikipedia und den vielen fachlichen Fehlern in Musterlösungen noch immer besser als ihr Ruf: Dort sitzen nämlich keine Intelligenzallergiker, sondern Leute, die wissen was sie wollen. Und die ihren beruflichen Werdegang selbst in die Hand nehmen. Also genau die Fachkräfte, von denen die Politik immer schwadroniert, und die das Ausland aus Deutschland abwirbt. Das öffentliche Gejammere über Fachkräftemangel hat damit zumindestens teilweise ideologischen Charakter: die angeblich fehlenden Spezialisten haben wir längst. Noch. Die ersten Adressaten solcher Ergebnisse wären ganz offensichtlich die Industrie- und Handelskammern. Die kürzen ebenfalls vielerorts die Dozentenhonorare, aber eben auch die Qualität. Doch Kunden mögen unwissend sein, dumm sind sie fast nie. Am wenigsten, wenn sie keine Almosenempfänger des Arbeitsamtes sind, sondern Selbstzahler. Die haben nämlich die Wahl, dahin zu gehen, wo schon viele vor ihnen gegangen sind: dahin, wo der Pfeffer wächst. Nicht im finanzkriselnden Amerika, sondern in Arabien und Asien sind heutzutage nämlich die Arbeits-, Einkommens- und Lernbedingungen oft besser als hier in Deutschland, jedenfalls für die, die jung und ungebunden sind. Also für die Fach- und Führungskräfte von morgen, die wir vermutlich hier ja ohnehin nicht mehr brauchen. Links zum Thema: Umfrage: "Wie finanziert Ihr Eure Fortbildung?" | Forum für Betriebswirtschaft | Studiengebühren und Elitebildung: über die heiligen Kühe des Sozialismus | Der heimliche Betriebswirt: über die Weitsichtigkeit einiger Arbeitgeber | Die Kämmerlinge und die Wikipedia: unbelegte Quellen in IHK-Prüfungen! | Betriebswirt oder Bewacher? Unzeitgemäße Gedanken über die Qualität der Industrie- und Handelskammern (interne Links) |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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