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»Geprüfter Betriebswirt«: Neue Prüfung, neue Probleme |
Nachdem am 12. Juli 2006 die neue Betriebswirte-Verordnung im Netz stand, haben auch die ersten Lehrgänge nach dem neuen Regelwerk begonnen. Naturgemäß ist zu Anfang die Anzahl der Prüfungskandidaten sehr klein. Zwar wurde schon im Frühjahr 2007 eine erste Prüfung vorgestellt (wir berichteten), aber die hatte kaum Teilnehmer. Inzwischen wurde aber auch im Herbst 2007 geprüft, zum Teil mit vernichtenden Ergebnissen. So ist von Durchfallerquoten von 90% die Rede und von verzweifelten Teilnehmern, die keine Chance sehen, damit fertig zu werden. Einige haben mir geschrieben, was sie jetzt noch machen könnten. Das dürfte zwar kaum ein repräsentativer Querschnitt sein, denn wer es erfolgreich hinter sich bringt schreibt keine meckernden Mails, aber das klausurtypische Klagen ist hier deutlich heftiger als in früheren Veranstaltungen dieser Art. Haben wir ein Problem? Kinderkrankheiten?Probleme am Anfang einer solchen Neuregelung sind normal. Beim Geprüften Technischen Betriebswirt war es zu Anfang ähnlich. Die Probleme scheinen zunächst zwei Ursachen zu haben: einerseits können die Dozenten ihre Schützlinge noch nicht optimal vorbereiten, andererseits hat sich aber auch der Schwierigkeitsgrad erhöht. Probleme bei der VorbereitungBei den Dozenten liegt das einerseits daran, daß viele Kollegen den neuen Rahmenstoffplan nicht bis zur Interpunktion genau kennen. Das sollten sie aber, denn ohne die Noten spielt man keine gute Musik. Zugegebenermaßen erfordert es eine Menge Arbeit und eine in weiten Teilen neue Vorbereitung, sich den neuen Themenplan wirklich anzueignen. Dazu muß man als Dozent bereit sein. Eine Lehrveranstaltung, die einfach aus der Schublade gezogen wird, ist selten gut. Andererseits aber kommen die Dozenten derzeit noch kaum an alte Prüfungen, die es ja noch nicht wirklich gibt. Mit früheren Klausuren zu üben ist aber ein unerläßliches Element der Prüfungsvorbereitung. Die Lehrgänge haben daher derzeit einen Wettbewerbsnachteil. Anspruch und WirklichkeitEin anderes Problem ist der doch offenbar erheblich gestiegene inhaltliche Anspruch in Rahmenstoffplan und Prüfung. Will die Kammer das auf Master-Niveau plazieren, dann muß sie den Anspruch auch steigern. Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal, das den Marktwert des Zertifikates steigert. Fraglich ist aber, ob dies gelungen ist und ob es überhaupt gelingen kann. So demonstrierten wir an dieser Stelle die Schwächen des neuen Rahmenstoffplanes, die eigentlich eine umgehende Reform der Reform notwendig machen. Solche möglicherweise aber ideologisch gewollte Probleme erschweren den Dozenten den Unterricht und provozieren Sinnfragen bei den Teilnehmern, die zwar als "Geprüfter Betriebswirt" keine mittlere Lagerdauer ausrechnen können, aber Anleihen bewerten können müssen. Ist das in Zeiten globaler Finanzkrisen noch zeitgemäß? In diese Richtung gehören auch die Probleme mit den neuen Textbänden der IHK, die oft nicht besser sind als ihre Vorgänger (ein Beispiel). Andererseits kann man aber auch fragen, inwieweit ein Master-Lehrgang als berufsbegleitende Veranstaltung überhaupt sinnvoll ist. Schließlich haben die Kammern gerade andere Stärken als eine Universität. Abends nach dem Job von den Leuten abzuverlangen, was ein Student den ganzen Tag über ausüben kann, ist möglicherweise weder sinnvoll noch erfolgreich. Ich prognostiziere, daß in dieser Hinsicht noch Änderungen bevorstehen. Wer aufgibt, hat schon verlorenVielfach habe ich von Leuten die Frage gehört, ob es überhaupt einen Sinn habe, weiterzumachen. Hier allerdings gibt es eine einfache Antwort: wer aufgibt, hat schon verloren. Das ist hier nicht anders. Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt. Das gilt nicht nur im Öko-Staat, sondern auch im Kampf mit Prüfungen. Wer da schon drinsteckt, hat eine Chance. Wer aufgibt, hat keine. Die Treppe, die zum Erfolg führt, ist aber länger und steiler geworden. Wer noch nicht angefangen hat sollte sich aber möglicherweise einige Monate gedulden: wir sind gespannt, was hinsichtlich Prüfungen jetzt ans Tageslicht kommt. Links zum Thema: »Der Kammerbetriebswirt«: Hinweise zu den Prüfungen »Geprüfter Betriebswirt« nach neuer Verordnung | Eine neue Alleinstellungsstrategie bei den IHK-Prüfungen? | Geprüfter Betriebswirt: die Fallen der Finanzwirtschaft oder die notwendige Reform der Reform | Wertpapierrechnen: wie bewertet man eine Anleihe? | Die Schwächen der IHK-Textbände: ein Beispiel | Der olle Willi, oder was die IHK besser kann als eine Universität | IHK-Fortbildungen: warum bestehen kaum die Hälfte der Teilnehmer? | Forum für Betriebswirtschaft (interne Links) W. Bertelsmann Verlag | Die neue Betriebswirte-Verordnung im BGBl (externe Links) |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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