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Das faule Bienchen, oder keine Mindestleistung für Mindestlohn | ||
Am Freitag letzte Woche, also dem 11. Januar, erreichte mich mit der Post von einer Behörde in Aschersleben (Sachsen-Anhalt) ein lang erwartetes Schreiben. Dessen Natur bleibt zwar hier im Dunkeln, aber schon den Briefumschlag zu betrachten kann zu tiefen Einblicken in die Untiefen der derzeitigen Mindestlohndebatte führen. So zeigt ein Blick auf die Vorderseite des Umschlages zunächst einen Poststempel vom 8. Januar, macht immerhin drei Tage Postreise: Das an sich wäre schon eine fragwürdige Leistung, verspricht der gelbe Riese doch in aller Regel die Formel "E + 1", also Ankunft der Postsache einen Tag nach ihrer Verpostung. Das hat hier nicht gewirkt. Aber Moment mal, der Inhalt des Briefes kam eindeutig aus Aschersleben. Warum ist dann der Poststempel aus Erfurt? Dreht man den Brief um, so entdeckt man auf der Rückseite einen zweiten Poststempel, diesmal von einem privaten Postdienst. Der, so stelle ich entgeistert fest, ist vom 29. Dezember, also fast zwei Wochen älter als der Poststempel auf der Vorderseite, und aus Nordhausen. Wie kommt ein Brief aus Aschersleben in Sachsen-Anhaöt dazu, in Nordhausen, Thüringen, abgestempelt zu werden? Werfen wir jetzt doch einen Blick auf das hier am 11. Januar angekommene Schreiben, was freilich nur unter Ausschluß der Öffentlichkeit geschieht, so stellen wir fest, daß dieses mit dem 27. Dezember datiert ist. Insgesamt gibt das also ein nachgerade vernichtendes Bild für die Post: am 27.12. schreibt mir jemand in Aschersleben in Sachsen-Anhalt ein Brieflein. Das gelangt schon zwei Tage später in Nordhausen/Thüringen unter den Poststempel, also nach so ca. der halben Strecke. Warum es gerade dort gestempelt wird, ist rätselhaft. Nur zehn Tage später ist der Brief endlich in Erfurt, wo er von der gelben Post gestempelt und mir nur drei weitere Tage später endlich zugestellt wird, ein Salto Postale von nicht weniger als 15 Tagen. Ich weiß nicht, ob die Postler Mindestlohn kriegen, aber weder die mit dem gelben Horn noch die anscheinend nicht so fleißigen Bienchen erbringen derzeit eine Mindestleistung. Doch immerhin haben sie es überhaupt geschafft, mir das Dokument aus Aschersleben zuzustellen: auf ein weiteres gleichartiges Papier, angeblich auch mit dem 27. Dezember datiert, warte ich nämlich immer noch. Es scheint verloren gegangen zu sein. Und das ist kein Einzelfall: Letzten Sommer ging ein ähnliches Dokument auf dem Weg von Erfurt nach Osnabrück verloren: bei den letzten vier Verwaltungsakten dieser Art gab es in zwei Fällen Postverluste, ein vernichtendes Ergebnis. Keine Mindestleistung also, ganz gleich, ob zum Mindestlohn oder für noch weniger... Links zum Thema: Die Post und der Mindestlohn, oder wer wirklich davon profitiert | Postzettelphobie, oder von den Leiden eines Postkunden (interne Links) |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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