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Die Buchhaltung unter Vormundschaft, oder von harten Sitten im Softwaregewerbe | ||
Buchhaltungssoftware für Unternehmen ist ein Bereich, bei dem das Digitale Rechtemanagement (Digital Rights Management, DRM) besonders weit fortgeschritten ist. Dies gibt den Herstellern eine weitreichende Macht über die Unternehmen - was diese bisweilen bereuen. Wir schauen uns mal an einem Microsoft-Beispiel an, wohin das führen kann: Buchhaltungsprogramme sind eigentlich nur Datenbanksysteme, die den Buchungsstoff und eine Vielzahl anderer Informationen in Tabellen verwalten, und in Formularen und Berichten auswerten und bereitstellen. Während Systeme wie FileMaker oder Access dem Anwender erlauben, seine eigene Datenbank zu programmieren, hat der Hersteller bei einer Buchhaltungssoftware dies schon getan - so daß das Datenbanksystem für die Zwecke der kaufmännischen Rechnungslegung geeignet ist. Hier aber wird mit harten Bandagen gekämpft - und zwar oft gegen den Nutzer.
Und selbst das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: in Brasilien hat Microsoft dem Vernehmen nach schon ein Prepaid-Kartensystem eingeführt, das dem Anwender an seinem eigenen Computer (!) zwingt, Nutzungszeit zu kaufen. Ist die Zeit verbraucht, wird der Rechner unbenutzbar. Brasilien scheint für Microsoft so was wie ein Testmarkt zu sein: dort hat man auch die Windows-Echtheitsprüfung ausprobiert, die man ja inzwischen auch hier recht gut kennengelernt hat. Das Prepaid-System könnte dann in seiner Inkarnation als Application Service Providing auch in Europa auftauchen: unter dem Windows XP Nachfolger "Vista" laufen nämlich serverbasierte Anwendungen, die äußerlich nicht von lokal installierten Programmen zu unterscheiden sind, aber per Nutzungszeit als Dienstleistung zu kaufen sind. Raubkopieren unmöglich. Und Billy kennt alle Daten, die mit seinem Produkt verarbeitet werden. Die deutsche Steuerverwaltung, so wird gemunkelt, würde dies am liebsten verpflichtend einführen - mit Hintertür auf die Anwenderdaten. Dann wäre sie endlich Realität, die schon vor Jahren vorbereitete Steuerfahndung per Suchmaschine. Konkurrenz belebt das Geschäft, nur leider noch nicht in dieser Branche. Während OpenOffice Microsoft das Fürchten lehrt und Linux zu Bills Alptraum zu werden droht, gibt es im oligopolistischen Markt der Unternehmenssoftware noch immer keine OpenSource-Produkte. Und die Unternehmen haben nichtmal eine illegale Option, weil die Hacker so was langweilig finden und es nicht "cracken". Die wenigen Hersteller können also die Buchführungsdaten der Unternehmung in Geiselhaft nehmen und Wucherpreise verlangen. Digital Rights Management (DRM) ist in Wirklichkeit ein Digital Restrictions Management - und damit eine Gefahr für den Nutzer, dem der Softwarehersteller jederzeit seine Daten amputieren kann. Bei Pflichtveranstaltungen wie steuerlicher Rechnungslegung ein existenzbedrohendes Risiko. Links zum Thema: Gratisangebote, DRM und Opportunitätskosten: Auf dem Weg in die Abhängigkeitsökonomie | Auf dem Weg zur virtuellen Steuerprüfung per Suchmaschine | Virtuelle Steuerprüfung per Suchmaschine ab 1. April 2005 | Neue Kontrollmöglichkeiten des Schnüffelstaates | Vom vielfachen Fortleben der Bockwurst | Über die Krise der Softwareindustrie (interne Links) Hinweise auf relevante Inhalte der BWL CD: [Lexikon]: "Application Service Providing", "Kryptographie", "Lizenz", "Lizenz bei Software", "Software", "Software im Controling", "Softwarekosten". [Manuskripte]: "Datenbanktheorie.pdf", "Datenschutz und Kryptographie.pdf", "Software im Unternehmen.pdf". |
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