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Leider kein Aprilscherz: Deutsche Numerologie, oder von der Magie der Zahlen |
Adolfs Schatten sind lang, das wissen alle die nicht wissen, wo Luft- und Raumfahrt-, Energie- und andere Technologien nach dem Krieg geblieben sind, oder die sich fragen, weshalb wir bis heute die gewiß noch immer recht zahlreich vorhandenen KZ-Zwangsarbeiter mit Milliardenbeträgen versorgen. Es wundert immerhin nicht, daß auch bestimmte Autokennzeichen tabu sind: "HJ", "KZ", "NS", "SA", oder "SS" beispielsweise gelten - mit Recht - als aus der Geschichte heraus belastet. Keiner möchte so was an seinem Wagen spazierenfahren. Manche aber schießen ein wenig übers Ziel hinaus. So soll beispielsweise Weimar in Thüringen, nur ein paar Kilometer von hier am Fuß des Ettersberges gelegen, wo einst das KZ Buchenwald war, das nach Kriegsende die Russen weiterbetrieben, den Katalog der verbotenen Kennzeichen auf "AH", "BH" und "HH" ausgeweitet haben. "AH", so heißt es, stehe für "Adolf Hitler" und "HH" für einen bekannten Nazigruß. Das freilich verwundert, denn alle Kfz-Kennzeichen einer bekannten Hansestadt im Norden der Republik müßten damit eine rechtsradikale Chiffre enthalten und unverzüglich aus dem Straßenverkehr gezogen werden. Noch wundersamer aber ist das Verbot von "BH". Dies, so heißt es in Weimar, sei nicht etwa eine Abkürzung für ein weibliches Kleidungsstück, sondern stehe für "Blood and Honour". Ja, ein Code für rechtsextreme Bruderschaften. Natürlich, wie konnte ich das übersehen. Aber auch Zahlen haben magische Bedeutung, und das angeblich ebenfalls in der Stadt Goethes und Schillers. So vergibt Weimar angeblich keine Kennzeichen mehr mit "88", denn der 8. Buchstabe im Alphabet sei das "H". "88" sei damit ein Code für das ja bereits in weimaraner Nummernschildern verbotene "HH". Auch "18" sei verboten, denn das seien die nicht minder bekannten Initialen des Gasmannes aus Braunau, und "28" stehe für "Blood and Honour", auch so eine Nazi-Kurzform. Dies freilich könnte die bekanntlich bunte Antifa-Szene ziemlich verunsichern, denn "HG" müßte jetzt ebenso wie "87" verboten werden (Herrmann Göring), auch "52" wäre tabu (Eva Braun) oder "07" als Chiffre für Joseph Goebbels. Daß das ernstgemeint ist sieht man daran, daß schon Jugendtreffs wie "Club 88" verboten wurden. Die wichen angeblich prompt auf Benennungen wie "2 x 44" aus, denn das ergibt dasselbe, unterliegt aber nicht dem Verbot. Dies freilich öffnet das Tor zu einer nahezu unendlichen Vielzahl weiterer Tabus: "87+1" darf man dann bald auch nicht mehr schreiben, 106 wäre Tabu (Summe aus "Heil Hitler" und "Adolf Hitler") und erst Recht die 46, denn das addiert sich aus 18 plus 28. Natürlich werden auch alle Quersummen ausgeschlossen, so etwa 9 (Quersumme von 18) oder 16 (Quersumme von 88) oder 7 (Quersumme von 16) oder... Ahrghh! Wir sind nicht im Fasching, sondern am 1. April. Wir hätten an dieser Stelle gerne einen tüchtigen Aprilscherz gemacht, doch leider ist das keiner. Wir haben aus der Sache aber gelernt, daß wir auch 61 Jahre danach noch immer nicht gelernt haben, wieder nach vorne zu schauen. Und solange das so bleibt, wird es mit diesem Land nicht vorwärts gehen. Das ist schade, aber eine Tatsache. Eine, die in noch ein, zwei weiteren Generationen freilich eine biologische Lösung finden wird. |
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Im Gedenken an Harry Zingel, ✟ 12. August 2009
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